Startvorbereitungen:
Wir träumten also schon vor 11 Jahren davon den Atlantik
zu überqueren und die Karibik zu bereisen, unter Palmen an
schönen Ankerplätzen zu verweilen, ausgiebig zu baden,
schnorcheln, tauchen , ganz einfach die Seele baumeln und es uns
gut gehen zu lassen.Verschiedene Umstände, beruflicher und
finanzieller Natur, Überlegungen ob wir für die Pension
genug vorgesorgt haben, förderten nicht gerade den Mut ,
die Reise zu starten. Was uns jedoch immer mehr beunruhigte ,
war der Umstand, daß der Biss und der Wunsch auf Langfahrt
zu gehen, von Jahr zu Jahr abnahm . Wir brachten es mit dem zunehmenden
Alter und der damit verbundenen Bequemlichkeit in Verbindung.
Die letzten vierzehn Tage vor der Abreise wurden noch die fälligen
Einbauten z.B. Windpilot und viele andere Kleinigkeiten erledigt.
Unsere Freunde Gitti und Wolf brachten Anfangs September Elfi
mit dem Rest des eingekauften Proviants nach Zadar und somit stand
einem Start nichts mehr im Wege.
Endlich
geht es los!
wir verlassen die Marina Sukosan` bei Zadar und laufen unter
Spinaker den Zadarski Kanal Richtung Süden. Vor Biograd
treffen wir noch die Nautica von Wolfgang und lassen uns auch
von ihm eine gute Reise wünschen. Wir besprechen noch am
Funk ein Treffen in Martinque im Jänner kommenden Jahres
. Der Wind kommt aus der richtigen Richtung also ein NW Maestral
( Schönwetter-Wind ) und bei blauem Himmel ziehen wir mit
6 Knoten Richtung Vis. Gegen 14 00 nimmt der Wind auf 20 Kn
zu und wir bergen den Spi und binden ein Reff ins Groß.
Jetzt können wir endlich die ersten Versuche mit unserer
neuen Windsteuerung starten, welche zu unserer großen
Freude sehr erfolgreich verlaufen. Es war ein erhebendes Gefühl,
daß die Anlage bei dem mittlerweile doch recht frischen
Wind tadellos und was am wichtigsten ist, ohne Stromverbrauch
arbeitet.
Gegen
19 00 kommt in 12 sm Entfernung Vis in Sicht. Es steht fest
,daß wir den Hafen Komìza vor dem Beginn der Dunkelheit
nicht erreichen. Um 20 30 wird es rasch dunkel und wir orientieren
uns nach den Leuchtfeuern auf der Insel Bisevo und auf dem vorgelagerten
Kap Gegen 21 00 umrunden wir das Kap und laufen in die Bucht
von Komiza ein, wo auch die grüne Einfahrtsbefeuerung sichtbar
wird. Um 2115 machen wir am Zollsteg fest. Nach einer ruhigen
Nacht warten wir auf den zuständigen Zollbeamten und der
Polizei um auszuklarieren. Endlich gegen 0930 beginnt die Amtshandlung
und wir können um 1000 mit Kurs Manfredonia Italien auslaufen.
Da Flaute herrscht laufen wir unter Motor bis 1130 . Eine leichte
Brise aus N kommt auf und wir setzen den Spi . Unser Speed beträgt
4-5 kn bei einer nur leichten Dünung und leicht gekräuseltem
Wasser .
VIS
- BRINDISI - Nachtfahrt
Ein ungewohnt deftiger Seemannsausdruck von Peter und eine unmittelbar
darauf folgende starke Kursänderung rütteln mich aus
meinem wohlverdienten Schlaf und lassen mich den Niedergang
hinaufstürmen. Ich traue meinen Augen kaum, denn ich schaue
auf ein hellerleuchtetes Hochhaus. Ein Luxusdampfer von beachtlicher
Größe war mit uns auf Kollisionskurs und Peter luvte
an um auszuweichen, leider luvte auch das Traumschiff. Wir hatten
die volle Besegelung, Groß, Genua und Fock. Ein Manöver
erfordert daher etwas Zeit und die fehlte. Auf so großen
Schiffen wäre ein kompetenter Wachhabender eigentlich kein
Luxus.
Es ist Mitternacht, Geisterstunde. Ich lege mich wieder in die
Koje, denn noch habe ich zwei Stunden Freiwache.
BRINDISI - OTRANTO
Ein Militärschiff nimmt uns aufs Korn, dabei habe ich immer
ein ungutes Gefühl, die 5 Männer sind jedoch freundlich,
wenn auch bewaffnet, und ersuchen uns 4 sm Abstand von der Küste
zu halten. Wir wissen nicht wieso und bekommen auch auf unsere
diesbezügliche Frage keine Antwort.
HAFEN VON OTRANTO
Kapitän Giftig, den wir schon von früher kennen springt
wieder herum wie Rumpelstilzchen. Erst nach einem Trinkgeld
ist er ganz besorgt um uns und unser Wohlergehen.
Wir laufen aus Otranto aus und hören einen ohrenbetäubenden
Lärm. Eine 35-Fuss Motoryacht fährt über eine
ganze Reihe von einheimischen Fischerbooten, sie steigt richtig
auf und wirbelt die Schiffe durcheinander, es sieht aus wie
im Film. Eine Altherrencrew ist an Bord. Alkohol oder Motorschaden
wir wissen es nicht. Der Schaden dürfte beträchtlich
sein.
STRASSE VON OTRANTO-MARIA DE LEUCA
Wie immer will uns die Straße von Otranto nicht loslassen,
wir kreuzen 7 Stunden für 20 Seemeilen. Wo die Adria und
das Ionische Meer sich küssen brodelt die Welle wie Wasser
im Kochtopf und wir überlegen gerade ob wir seekrank sind
oder etwas schlechtes gegessen haben.
Endlich liegen wir an der Hafenmole von Maria de Leuca längsseits
fest. Ein Hund, semmelblond und lieb legt sich vor das Schiff
und bewacht uns. Er kläfft aber auch wirklich jeden an
,der es wagt vorbeizugehen. Aus Dankbarkeit für seine Wachdienste
bekommt er ein Reisgericht mit Rindfleisch und einen Napf Wasser.
Dafür liebt er uns, geht mit mir in den Ort und bringt
mich sicher wieder zum Schiff. Am Morgen schaue ich aus dem
Schiff und da liegt er immer noch. Nur nicht weich werden denke
ich mir
Ich macht eine Anfrage bei Crotone - Radio, wegen der Wetterprognose
für die kommende Nacht, wir haben den Wetterbericht schlecht
verstanden und wollen sicher sein, daß es keine Gewitterwarnungen
gibt. Wir haben leider richtig gehört , der Sprecher von
Crotone Radio liest mir den Wetterbericht nochmals langsam vor
.Gewitter mit schweren Sturmböen.
Wieder eine NACHTFAHRT
Zur Vorsicht haben wir unsere Sturmfock angeschlagen. Wir brauchen
sie nicht. Es ist eine windstille Nacht, wir wechseln uns im
3-Stundentakt ab. Der Mond zieht glitzernd seine Bahn. Es ist
schön und nur der Motor stört.
Ich habe die Hundewache von 2 bis 5 Uhr Früh und mache
ein gutes Frühstück. Speck mit Ei und Tomaten. Das
tut gut, dabei verfliegt die Müdigkeit.
Bei unserem ersten Rundblick nach Tagesanbruch trifft uns fast
der Schlag, unser ganzes Vorschiff, die Sturmfock und das Moskitonetz
über dem Vorschiffsluk sind übersät mit Ölflecken.
Wir dürften in der Nacht durch einen Ölteppich gefahren
sein und die relativ hohen Wellen haben uns Öl aufs Vorschiff
geworfen, Jetzt sind wir aber sauer und der Morgen beginnt mit
Reinigungsarbeiten.
SIZILIEN
Wir wollen nach Sardinien. Noch laufen wir in einiger Entfernung
die sizilianische Küste entlang. Elfi und ich betrachten
das Wetter mit gemischten Gefühlen. Die Sicht wird schlecht.
Achtern und voraus fällt dichter Nebel ein. An backbord
sind die Lichter der Küste gut sichtbar und an steuerbord
zieht ein Gewitter auf. Die Nacht wird kohlrabenschwarz, kein
Wind mehr, wir bergen die Segel und motoren. auf dem Radar kann
man bereits das Gewitter kommen sehen.
Jetzt kommt auch noch heftiger Wind auf, er steht uns auf die
Nase. Kurz beraten wir uns und sind uns dann ganz einig - wir
drehen ab nach Palermo. Noch 19 Seemeilen.
Ganz heimlich sage ich mir eine alte Wetterregel vor: Wind vor
Regen kannst dich ruhig niederlegen.
Die Gewitterfront ist über uns, wir machen die Luken dicht.
Im Schiff ist es drückend heiß, draußen die
Luftfeuchtigkeit so hoch, daß die Hände klebrig werden.
Das Schiff liegt unruhig es schwellt ziemlich.
Endlich - es ist 1 Uhr und wir legen im Hafen von Palermo an.
Wir nehmen noch einen Gute- Nacht- Schluck und fallen ziemlich
müde in die Kojen.
MONDELLO
- Sizilien
Wir wollen noch ein Stück die sizilianische Küste
entlang, haben jedoch heute NW-Wind leider genau aus der Richtung
in die wir wollen. Wir beschließen in die Bucht von Mondello
zu gehen und ankern hier auf 7 m Sandgrund. Der Anker hält
sofort und das Wasser ist ganz klar. Wir springen gleich hinein.
Nun beginnt das Warten auf den nächsten Wetterbericht und
wir hoffen auf eine günstige Prognose.
Es steht Schwell in die Bucht, wir werden eine Nachtfahrt Richtung
Sardinien machen, denn hier ist es auch nicht mehr gemütlich.
Anker hoch und hinaus. Sardinien wir kommen.
Es ist wie so oft - es kommt anders als man denkt. Kaum kommen
wir aus der Landabdeckung , dreht der Wind genau auf die Nase
und baut eine unangenehme See auf, die uns gehörig durcheinander
wirbelt. Wir drehen um, denn diese Welle und den Wind auf die
Nase empfinden wir als wesentlich unangenehmer als den Schwell
am Ankerplatz, eine Stunde dauert dieses Manöver, dann
liegen wir wieder in der Bucht von Mondello und es schwellt
uns die ganze Nacht hin und her. Wir wachen beide mit Kopfschmerzen
auf.
Es herrscht Flaute, wir werden unter Motor versuchen endlich
von Sizilien loszukommen. Ich habe gerade ein Milchbrot im Rohr
und wir freuen uns auf eine Kaffeejause. Elfi ruft mich. Wir
sehen einen sehr rostigen Kühlschrank mit der Aufschrift
SPRITE am Bug vorüberziehen. Die See ist hier sehr schmutzig,
es schwimmt viel Plastik und wir hoffen, daß sich nichts
davon in unserer Schraube verfängt.
SIZILIEN-SARDINIEN
- NACHTFAHRT
Es ist eine wunderschöne mondhelle Nacht und die Gedanken
schweifen ab, nach Hause zu meinen Lieben, die jetzt im warmen
ruhigen Bett liegen während hier die Wellen langsam höher
und ein wenig ruppig werden. Ich mache mir einen kräftigen
Kaffee, denn die Müdigkeit schlägt zu. Elfi schaut
heraus und fragt mich was das soll, sie kann nicht schlafen,
das Schiff rollt und die Segel schlagen. Eine etwas kommische
Situation. Sehr hohe Welle wenig Wind. Wir beschließen
das Groß zu reffen und den Motor dazu zu schalten. Damit
haben wir bei wenig Wind und zu hohen Wellen gute Erfahrungen
gemacht. Das Schiff liegt dann viel ruhiger und das Segel- und
Menschen-Material wird geschont. Elf darf noch eine Stunde in
die Koje, bevor ihre Nachtwache beginnt.
Wir
haben wieder einmal einen Motortag und haben nur das gereffte
Groß als Stützsegel.
Nach
dieser Nacht werden wir in Sardinien ankommen. Ich trinke gerade
eine Unox heisse Tasse, eine Suppe die man nur mit heißem
Wasser anrührt und die bestimmt jeder Segler kennt. Für
Nachtfahrten ideal. Elfi löst mich ab und ich freue mich
so richtig auf meine drei Stunden Schlaf. Diese Nachtfahrt ist
ganz einsam, nur ein Fischer kreuzt unsere Bahn, sonst sind
wir allein auf hoher See.
Um 8Uhr früh fällt der Anker im Fährhafen von
Carloforte auf Sardinien. Endlich, es war ein langer Weg, 2
Tage und Nächte von Sizilien bis Sardinien.
Wir ankern vor dem kleinen, lebhaften Carloforte, es ist blitzsauber
hier und die örtliche Kirche ist wunderschön. Wir
kaufen Obst und Brot und genießen ein ausgezeichnetes
Essen.
Die beiden Nachtfahrten stecken uns noch in den Knochen und
wir gehen schlafen.
Hier ist ein ziemlicher Fährverkehr und der Wind nimmt
zu. Er kommt heute aus genau der entgegengesetzten Richtung
als wie wir den Anker eingefahren haben. Ich bin wie immer in
solchen Situationen, unruhig und döse im Vorschiff.
Plötzlich hört das Einrucken der Ankerkette auf und
ich halte einen Rundblick. Gut daß ich nicht geschlafen
habe denn wir waren schon auf Drift in Richtung Fährstrasse.
Ich wecke Elfi und starte den Motor um ein neues Ankermanöver
zu fahren.Ich sage ihr daß der Wind um 180 Grad gedreht
hat und der Anker slipt. Geh, sagt sie, so ein Blödsinn,
er hat die ganze Nacht gehalten und es war nicht wenig Wind.
Wir stehen an Deck und sind ziemlich erschüttert, unser
bisher so verläßlicher Bügelanker hat sich tatsächlich
herausgehebelt und nach der geänderten Windrichtung nicht
neu eingegraben, was weiter nicht verwunderlich ist, denn er
ist voll Schlick und Seegras. Wir driften schon in die Fährstraße.
. Also Anker auf und Manöver gefahren. Wir machen eine
Landfeste und hoffen, daß die örtlichen Behörden
wegen des starken Windes ein Auge zudrücken, was sie auch
machen. Nur für eine Nacht, aber dann sind wir sowieso
wieder weg. Die Pier hier ist für Yachten nicht freigegeben,
weil sie am zusammenfallen ist, immerhin scheint sie für
die Guardia Civil noch auszureichen. Wir machen uns gut daneben.
SARDINIEN
- MENORCA
Den ganzen Tag kein Wind, wie öde. Das Motorengeräusch
zerrt an unseren Nerven und wir granteln leicht.
Und wieder einmal eine Nachtfahrt. große Welle, mondhell,
rechts hinten zieht ein Gewitter auf, es wird uns wohl nicht
erreichen.
Es ist Tag, Gott sei Dank. Eine Schildkröte bereitet uns
Freude und auch Delphine kommen auf Besuch. Für uns sind
sie immer wieder ein Erlebnis, wir lieben diese Tiere und außerdem
bedeuten sie Glück für das Schiff. Wir haben wieder
eine schlimme Dünung und gestehen uns beide eine leichte
Übelkeit ein.
Es ist jetzt schon wieder 21.45 Uhr und ich habe gerade mit
meinem Freund Gerald Funkkontakt, er fliegt eben mit einem Canadien
Jet in Richtung Stockholm in 11000 m. Leider muß dann
das Gespräch abbrechen denn wir stehen vor der Einfahrt
von Mahon auf Menorca und müssen die Segel bergen. Um 22.50
Uhr fällt der Anker in der wunderschönen Bucht von
Mahon.
Mahon ist wirklich ganz bezaubernd, es gibt unzählige Möglichkeiten
zu ankern oder in eine Marina zu gehen. Es gibt hier Schwimminseln
mit Strom und Wasseranschluß wo nur 5 bis 6 Schiffe Platz
finden. Wir beschließen, heute auf so einen Schwimmsteg
zu gehen um endlich wieder einmal unbeschwert schlafen zu können.
Wir machen neben einem Weltumsegler mit schwedischer Flagge
fest. Er hat einen , kleinen, drei Monate alten Hund und eine
nette Brasilianerin zur Frau. Sein Schiff ist ein echter Hammer,
ungepflegt, sein Holz hat bestimmt schon Jahre keine Farbe mehr
gesehen und er will hier ein Jahr Pause machen. Die Karibik
meint er sei das Letzte. Dort klaut jeder. Elfi und ich sagen,
wir können es nicht glauben, denn wenn einer einen solchen
ungepflegten Kahn hat, bekommt er höchstens noch was draufgelegt
.
Wir versprechen Rainbow sie immer sauber und gepflegt zu halten
genau so wie uns selbst. Es ist geradezu unglaublich, welchen
Leuten man auf Langfahrt begegnet.
Seit
Carloforte begleitet uns ein Holländisches Ehepaar, Wim
und Riska mit ihrer SY Passant einer Rival 36. Wir kommen überall
ein paar Stunden vor ihnen an, sitzen aber meist noch auf ein
Glas zusammen.
MALLORCA
Mallorca ist für Taucher ein Paradies. Die Steilküste
ist wild zerklüftet . Es gibt auch Buchten jedoch für
die den im Moment vorherschenden Wind zu offen, so daß
es ratsam ist einen Hafen aufzusuchen.
Die Tage sind heiß, die Nächte kühl. Das Brot
ist grausam grausig. Wir hoffen, irgendwo einen guten Bäcker
zu finden, sonst werden wir selbst Brot backen, das hat sich
schon bewährt.
Es
ist jetzt 7 Uhr früh und noch kein Wind. Heute ist der
22.9.1997 und wir sind mit Kurs auf IBIZA unterwegs.
Wir haben endlich Wind bekommen und setzen unseren Spinnaker.
Rainbow hat genau soviel Spaß wie wir und läuft gut.
Weit voraus kommt ein Motorboot auf uns zu. Wir sind unter Spinnaker,
er wird wohl wissen, daß wir Vorfahrt haben. Nein, dieser
Esel, er kommt direkt auf uns zu. Es ist unglaublich. Flaggenführung
rot, gelb, rot, ein Spanier. Mein Charme verläßt
mich und ich zeige ihm einen Vogel als er direkt neben uns vorübersaust.
Wir lassen unseren Anker in Andraitx vor der Marina fallen.
Hier ist es schön. Es ankern bereits einige Boote hier.
Die Liegegebühren in den Marinas sind derart hoch - Nachsaison
pro Tag S 800.- sodaß man immer eine Möglichkeit
sucht zu ankern und trotzdem gut zu liegen um die Stadt besichtigen
zu können. Hier in Andraitx geht das sehr gut. Wir sitzen
mit Wim und Riska in einem Strassencafe, haben Rainbow im Auge
und sind glücklich. Elfi findet einen Bäcker und wir
bekommen echt gutes Brot, sie hat da eine richtige Spürnase.
Wir
liegen vor Anker in Santa Eulalia auf Ibiza , gehen bald zu
Bett, da wir morgen bald ablegen möchten.
Elfi
übernimmt ab sofort die Logbucheintragungen:
Wir
setzen das Groß und machen gute Fahrt. Wim motort noch.
Elfi, schau mal, sagt Peter da nimmt uns einer aufs Korn. Wir
haben eine Kontrolle der ADUANA, d.i. der Spanische Zoll. Jetzt
heißt es, das Segel wieder bergen damit der Zoll an Bord
kann. Uns wird erklärt, daß wegen der Nähe zu
Marokko die Schiffe auf Drogen und Waffen untersucht werden.
Die beiden Zöllner, verhalten sich überaus korrekt
und bei der Durchsuchung des Schiffes werden sogar die Schuhe
ausgezogen .Ein angebotener Drink wird abgelehnt. Die Schiffsdaten
und unsere Personalien werden genauest aufgelistet und Peter
muß unterschreiben. Da wir nicht spanisch sprechen, weiß
ich nicht was er unterschreibt und da ich immer mißtrauisch
bin ersuche ich ihn höflich aber bestimmt, das Schiff nicht
zu verkaufen. Er fühlt sich auch nicht ganz wohl, macht
einen Scherz und gibt meine Bedenken weiter. Da keine Kopie
gemacht wurde, schreibt der Zöllner, diesmal mit Durchschrift,
alles neu und überreicht uns die Kopie. Jetzt bin ich paff
aber ich freue mich. Außerdem sagt er, können wir
bei einer weiteren Kontrolle dieses Papier vorweisen und wir
werden mit Sicherheit nicht mehr kontrolliert. Die beider Herren
verabschieden sich mit Handschlag und wünschen uns eine
gute Reise.
Wir
legen Anker auf ESPALMADOR Süd ,einer kleinen Insel mit
feinstem Sandstrand und türkisgrünem Wasser, Karibikflair.
Wir legen einen Badetag ein , der zweite bisher in einem Monat.
Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang. Vom spanischen Festland
herüber gibt es ein Wetterleuchten.
SPANISCHES
FESTLAND
MORAYRA
Unser erster Aufenthalt am spanischen Festland ist die Marina
Morayra. Wir laufen Nachmittag in die Marina ein und ein Typ
"gebts mir ein Handy ich bin wichtig" würde uns
am liebsten nochmals rausschicken um dann über Funk unsere
Anmeldung zu bekommen. Ich kann nicht lachen.
Wir haben den Null-Meridian überschritten und segeln jetzt
bereits auf westlicher - Länge.
Nach
einem ziemlich normalen Tag ankern wir abends im Hafen von Alicante.
Eine schöne Skyline und ein Gutenachtgetränk lassen
uns sehr zufrieden sein. Unweit von uns sitzen Herr und Frau
Möwe auf einer Boje inmitten von ankernden Schiffen.
Wim kommt wie immer später und hat ein Problem mit seinem
Motor. Peter verspricht ihm, sich morgen darum zu kümmern.
TORREVIEJA
Wir fahren unser Ankermanöver FÜNF mal. Es ist ein
unmöglicher Ankergrund mit Steinplatten. Endlich finden
wir doch einen Platz und bringen sogleich zwei Anker aus. Wir
haben trotzdem eine schlaflose Nacht, der Wind pfeift mit 9
Bft. und wir werden am Morgen gleich in die Marina die daneben
liegt gehen. Vorerst sind wir noch beschäftigt und sehr
besorgt, auf allen anderen Schiffen ist ebenfalls Licht und
viele müssen neu ankern. Bei diesem Wind ist das sehr unangenehm.
Endlich in der Marina, angelegt bei heftigstem Wind, aber jetzt
sind wir sicher und können schlafen , wie schön.
Heute haben wir Reinhold und Beate, zwei Tiroler mit ihren Kindern
drei und fünf Jahre kennengelernt. Wir haben nette Stunden,
teilen unsere restliche Wurst von zu Hause mit ihnen und lassen
uns endlos über die gute österreichische Küche
aus. Der kleine dreijährige Markus hat Geburtstag und bekommt
Malstifte, wir bekommen dafür sein Herz.
Max hat gerade angerufen und will uns ein Fax schicken. Leider
hat die Marina gerade gesperrt.
Das Fax ist da, Max sendet uns einen Bericht aus der Zeitschrift
Yacht über das Phänomen El Nino, der angeblich dieses
Jahr um drei Grad wärmer ist als normal und so die Hurrikansaison
verlängert und das Wettergeschehen überhaupt negativ
beeinflussen soll. Dieses Fax freut uns nicht und wir stellen
es in einer Seglerrunde von Gleichgesinnten, die alle den gleichen
Weg haben zur Diskussion. Wir werden jedenfalls das Wetter noch
genauer beobachten und Peter druckt sich jeden Tag auch das
Atlantikwetter aus. So verfolgen wir auch die Zugbahn des beginnenden
Hurrikans Erika, der Gott sei Dank bisher NUR mit 65 Knoten
bläst.
Heute haben wir einen Anruf von Edith bekommen. Sie ist Oma
geworden und Markus wurde am 30.9.97 geboren. Wir freuen uns.
Spaniens
Marinas berechnen die Liegegebühren teilweise nach Breite
der Schiffe und selbst in den schwindligsten Häfen ist
es hochpreisig- auch in der Nachsaison. Rainbow schrumpft zusehens.
Langfahrt hat eben eigene Gesetze.
Wir
sind vor dem kleinen Hafen San Jose und segeln gerade durch
ein ganzes Feld von Delphinen. Es sind mindestens 30. Der kleine
Hafen von San Jose ist unglaublich nett. Das Wasser ist ganz
klar und wir liegen längsseits am einzigen Platz der für
uns groß genug ist. Die Disko bringt schöne Musik
und im Restaurant wird gut gekocht
Wir
segeln vor Almeria und ich bin im Ausguck. Irgendwas war da
gerade, ich schaue nochmal und rufe schon ganz aufgeregt nach
Peter. Ich habe einen Wal gesichtet. Er ist groß. Ich
könnte ihm stundenlang zusehen wie er mit eleganten Bewegungen
auf und nieder schwimmt und eine Fontäne von Wasser verspritzt.
Es sind auch diese Erlebnisse die den Segelsport so schön
machen.
AGUADULCE
Hier wollen wir unser Antifouling neu machen. Wir bekommen in
zwei Tagen einen Termin zum Kranen. In der Marinazeitung steht
EL NINO SCHÜTZT VOR HURRIKANES, was wir wohlwollend zur
Kenntnis nehmen.Peter schleift den Schiffsrumpf ab und ich darf
ihm dabei nicht helfen, er meint, es ist zu anstrengend für
mich. Er bringt auch noch bei der Welle eine Hardyscheibe an
und der Motor wird dadurch ruhiger laufen. Es erfordert allerdings
einen ziemlichen Kraft-und Zeitaufwand bis endlich alles zu
Peters Zufriedenheit ist . Dann wird noch die Stopfbüchse
erneuert, die Peter in der 8 km entfernten Stadt Almeria holen
muß.Beim Aufbocken des Schiffes sind die Spanier keine
Weltmeister, das Schiff liegt so nieder, daß Peter einen
ganz steifen Rücken bekommt.
Ich mache inzwischen große Wäsche und verspüre
große Sehnsucht nach meiner Waschmaschine zu Hause. Die
Bettwäsche mit der Hand zu waschen ist nicht das reine
Vergnügen. Es gibt natürlich auch eine Wäscherei,
aber nach einer Besichtigung derselben kommt meine Wäsche
sicher nicht in diese Trommeln. Ein Griff hinein zeigt mir,
daß meine Wäsche nachher voller Fusseln wäre.
Mein Waschtag dauert drei Tage, aber dann ist alles sauber und
trocken. Ein gutes Gefühl.
Gerade sind Reinhold und Beate mit ihrer SY Palung Ri, benannt
nach einem Berg im Nepal wo Reinhold ein Kraftwerk baute, eingelaufen.
Beate und ich werden noch den Supermarket aufsuchen. Wir schieben
das Rad von Beate mit, denn es ist weit bis zum nächsten
Geschäft und außerdem geht es bergauf. Wir lachen
natürlich viel, kaufen viel zu viel ein und haben unsere
liebe Not den gesamten Einkauf auf dem Rad zu verstauen und
aufs Schiff zu bringen.
Wir verabschieden uns von Wim und Riska, den Holländern,
die ihr Schiff hier auf Winterlager lassen und nach Hause fliegen
Zum Abschied macht Peter ein Palatschinkenschupfen und ich esse
viel zu viel.
Rainbow
ist innen und aussen top gepflegt und es geht heute weiter.
Wir motoren den ganzen Tag obwohl uns 5-6 Bft. aus NE prognostiziert
wurden weht kein Wind.
Wir haben sowieso ein gestörtes Verhältnis zu den
Meteorologen. Wir wollen nach Del Este, Puerto de la Mona. Es
sind noch 32 Seemeilen und wir schaffen es wohl noch bei Tageslicht.
Diese Marina ist eine der schönsten die wir kennen. Wir
machen einen ausgedehnten Spaziergang und gehen um 23 Uhr ins
Bett. Unsere Nachbarin, eine Engländerin vergönnt
uns nicht den wohlverdienten Schlaf, denn sie lacht was eher
nach schreien klingt bis 3 Uhr Früh. Ich könnte sie
ermorden.
Bei unserem Spaziergang entdecken wir eine riesige Motoryacht
Eine kleine Österreich- Flagge in einer großen EU-
Flagge erregt unsere Aufmerksamkeit. Das Abendessen wird gerade
von einem Butler serviert. Auf unseren Reisen kommt es immer
wieder vor, daß Österreicher auf uns zukommen um
uns freudestrahlend auf den Umstand derselben Staatszugehörigkeit
aufmerksam zu machen und Peter überlegt gerade, was wohl
dieser reiche Klagenfurter davon halten würde, wenn wir
anklopfen und sagen," Hallo, wir sind auch von Österreich."
Wir
haben eine günstige Windprognose, Nord 4-5 Bft. und laufen
aus Del Este aus.
Wir sehen Wale und Delphine und ein kleiner vorwitziger Delphin
bietet uns lange eine Show, er katapultiert sich immer ganz
aus dem Wasser und macht dann einen richtigen Bauchfleck, ja,
ja aller Anfang ist schwer.
Einige Zeit motoren wir, aber dann frischt der Wind auf bis
7 Bft auf unsere Nase. Wir haben eine steile, konfuse See, Gischt
kommt mehr als genug über das Schiff und Peter geht auf
allen Vieren auf das Vorschiff um die Sturmfock anzuschlagen.
Als er endlich vorne sitzt ist mir leichter. Ich werde sogar
noch hinter dem Steuer naß und falle ab, weil ich ehrlich
Angst habe, meinen Mann zu verlieren.
Wir segeln gerade an Malaga vorbei und ich wäre gerne im
Hafen, in einem kleinen Kaffeehaus vielleicht.........Träume
............es haut uns hin und her und auf und nieder
und jetzt setzt sich auch noch eine Fliege auf mich. Peter klatscht
auch nach einer. Verflixt was ist denn das, Fliegen überfallen
uns. Peter holt die Fliegenklatsche. Ich fühle mich wie
in einem Horrorfilm, Fliegen sind überall, unsere Schoten
sind schwarz davon, im Cockpit kann man nicht mehr sitzen, überall
Fliegen. Ich werde hysterisch und mache das Schiff dicht. Alle
Luken zu und auch das Einstiegsschot. Peter hat inzwischen unzählige
Fliegen erschlagen und die Fliegenklatsche ist nur mehr ein
Fragment. Es ist mir fast zuviel. Ich könnte schreien,
dieses Erlebnis gehört mit zu den grausigsten die ich jemals
hatte. Peter hat eine Idee, wir verjagen die Fliegen mit einem
großen Segelsack, den wir hin und her schwenken. Es wird
wirklich etwas besser.
Im Nachhinein sind wir der Meinung, daß die Fliegen durch
den heftigen ablandigen Wind vertragen wurden und wir ihre letzte
Zuflucht waren.
FUENGIROLA
Endlich,
endlich im Hafen angekommen. Wir legen sofort den Wasserschlauch
um die unzähligen Fliegen hinunterzuspülen. Peter
ist beim Hafenamt. Ich habe salzverkrustete Haare und warte
bis Peter zurückkommt, damit wir uns brausen gehen können.
Hier braucht man dazu eine Magnetkarte.
So eine blöde Anmache, denke ich mir. Da pfeift einer ziemlich
aufdringlich. Ich versuche das zu ignorieren. Es hört nicht
auf und so werde ich doch neugierig, wer das ist. Nein, es ist
einfach unglaublich, ich glaube ich werde sogar rot, es ist
.....ein Papagei der mich hier veräppelt. Ich sitze auf
dem Schiff und lache bis mir die Tränen kommen, erst dieses
elendige Wetter, dann noch die Fliegen dazu und jetzt der Papagei.
Es ist mir völlig egal was die umliegenden Segler von mir
denken ich kann mich kaum beruhigen.
Nach
einem guten Abendessen ist die Welt wieder in Ordnung zumindest
bis drei Uhr Früh, denn dann kommt Frauchen vom Papagei
heim und hat ziemlichen Streit mit ihrem Freund.
Die beiden sind Franzosen und das Eingangsgitter , tatsächlich
Gitter, das Schiff sieht aus wie ein Käfig - wird auf und
zugezogen, was uns immer aus der Koje reißt .Nach einer
Stunde ist wieder Ruhe und das Gitter wird zum letzten Mal zugezogen
, der Freund bleibt draußen
und wir schlafen noch eine Runde.
Heute
geht es auf nach GIBRALTAR
Motortag, steile Welle, kein Wind - wir fühlen uns beide
nicht gut. Endlich ist GIB in Sicht. Es ist schon aufregend
diesen wichtigen Punkt unserer Reise zu erreichen. In der Bay
von Gibraltar liegen unzählige Frachter von enormer Länge
vor Anker. Wir versichern uns Gegenseitig, daß wir es
für sehr wichtig halten, immer und auf jeder Route Ausschau
zu halten, denn diese Kähne sind derartig groß, daß
sie es nicht einmal merken würden, wenn sie einen Segler
über den Haufen fahren. Auch wenn Segler Vorrang haben,
was nützt es, wenn sie nicht mehr leben. Wir haben einige
Einhandsegler kennengelernt, die sich alle 20 Minuten den Wecker
stellen um Ausschau zu halten. Wenn ich ehrlich bin, halte ich
die alle für verrückt.
Wir gehen vor dem Zoll längsseits und schon nimmt ein Zollbeamter
unsere Leinen.
In der Marina Bay treffen wir Reinhold und Beate wieder. Es
gibt natürlich ein großes Hallo.
Wir haben 1.869 Seemeilen hinter uns.
 |
GIBRALTAR
ist toll.Wir freuen uns so hier zu sein. Wir liegen neben
der Flugzeuglandebahn und beim Starten und Landen der Jumbos
glaubt man, daß dieser durch das Schiff fährt.
Es ist unglaublich laut. Beim ersten Mal fällt mir
fast das Glas aus der Hand. Die Kinder auf den Schiffen
ringsumher zeichnen ab sofort nur noch Flugzeuge, --was
ist schon ein Schiff dagegen. |
 |
Wir
haben die Affen besucht, die gerade Junge haben.
In der Stadt gibt es einen T-Shirt Laden neben dem anderen,
sonst wird nicht viel geboten.
Unser Kühlschrank braucht vermutlich Kühlflüssigkeit
und so macht sich Peter auf die Suche nach einem Fachmann.
Als dieser endlich da ist, trauen wir ihm beide nicht über
den Weg, zahlen ÖS 500,-- und haben anschließend
eine Tiefkühltruhe. Die Zuleitungen vereisen, der Motor
ersetzt uns die Heizung. Es ist jedoch keineswegs kalt in
GIB. Wir sind stocksauer und Peter läßt Gas ab.
Anschließend wird es etwas besser.
Wir gehen essen und sagen nachher nur very british . Obwohl
Fish and Chips können die Engländer wirklich gut. |

Afrika
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Gibraltar
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Zerstörer
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Tunnelsystem
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Jetzt beginnt das Warten auf das richtige Wetter. Denn Gibraltar
kann man nur unter günstigen Voraussetzungen verlassen,
es ist Strom, Wind und Welle zu berücksichtigen. Dieses
Nadelöhr ist am leichtesten zu durchlaufen bei leichtem
Wind, denn bei starkem Westwind ist es praktisch unmöglich,
nach Westen hinauszukreuzen. Ostwind erzeugt dagegen eine unangenehme,
kurze, steile See gegen den in das Mittelmeer setzenden Strom.
Die Strömungen sind gezeitenabhängig und es ist erforderlich
die Abfahrt genau zu planen.
Wir laufen drei Stunden nach Hochwasser aus, es ist jetzt ca
9 Uhr und wie sich zeigt, haben wir die Straße von Gibraltar
ganz gut erwischt, es herrschen ziemliche Strömungen, aber
wir haben nie mehr als 3 Knoten Strom gegen uns. Eine Strecke
läuft er mit uns. Ich gratuliere Peter, er hat das sehr
gut berechnet.
© by Peter Stand 25,112005
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